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Quote & EqualPay vs. Geschlechtergerechtigkeit

Bild von m-j-r: Im Hintergrund: Tiefenaufnahme einer LED-Wand / Im Vordergrund der Text: "Quote & EqualPay vs. Geschlechtergerechtigkeit"
m-j-r | Quote & EqualPay vs. Geschlechtergerechtigkeit

Was bin ich froh, dass „die Quote“ in meiner Branche keine Rolle spielt!

Auch wenn es selbst in Sprecher-Kreisen ein Miniatur-Splittergrüppchen geben mag, das daraus gerne ein relevantes Thema zimmern würde: Die Kolleginnen und Kollegen lächeln darüber und kümmern sich einfach weiter um die Wünsche ihrer Kunden und ihre Aufträge.

 

Hat der Auftraggeber entschieden, ob er für sein Projekt (z. B. Hörbuch, Image-Film, Werbe-Spot, Doku, etc.) eher den Einsatz einer Frauen- oder einer Männerstimme für sinnvoll hält, ist die Quoten-Frage damit erledigt. - Selbst, wenn bewusst auf Slapstick-Effekte gesetzt wird, ist die (umgekehrte) Rollenverteilung klar und alle Beteiligten haben einen Riesenspaß! - So einfach kann es sein...

 

Als ich mir vor Jahren für einige Zeit den Kindheitstraum vom Trucker-Leben erfüllt habe, durfte ich Romy kennenlernen... in der Stahl-Logistik. Ein Knochen-Job! - Davor und danach habe ich nie mehr jemanden kennengelernt, der seinen Job auf dem 40-Tonner souveräner ausgefüllt hat, als Romy...

 

...Ein Spediteur, der einmal gesehen hat, wie sie täglich ihren Truck checkt, wie sie fährt, ihre Ladung sichert usw., zögert keinen Moment, wenn sie „anklopft“. Kompetenz braucht keine Quote - in keiner Branche!

 

Wir brauchen mehr gelebte Selbstverständlichkeit!

 

Es muss selbstverständlich sein, dass stets der oder die Qualifizierteste einen Job bekommt. Genauso selbstverständlich muss anerkannt werden, dass Frauen sich für bestimmte Berufe so wenig interessieren, dass es dort einfach nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen gibt, um konkrete Quoten oder gar eine Parität anforderungsgerecht umsetzen zu können.

 

Was passiert, wenn – trotz Mangels an sachlich qualifizierten Bewerberinnen – eine Quote erzwungen wird, erleben wir in immer erschreckenderem Ausmaß bei der Aufstellung der Landeslisten von Parteien und der Besetzung von politischen Führungspositionen.

 

Dieses falsche Verständnis von Frauenförderung, zeitigt – nicht nur in der Politik – immer öfter fatale Entwicklungen und führt dazu, dass Frauen, die einen glänzenden Job machen, immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen haben, die es ohne Quote so gar nicht gäbe.

 

Wo es stattdessen hinzuschauen gilt, ist ungleich wichtiger für die Geschlechtergerechtigkeit und den sozialen Frieden in unserem Land. - Ein letztes Mal das Beispiel Romy:

 

Ich erhielt - damals als Lkw-Fahranfänger - direkt einen deutlich höheren Stundenlohn als Romy, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren für diese Firma gearbeitet hatte... - Da müssen wir hinschauen!

 

Bin ich deshalb für EqualPay? - Ein klares Jein!

 

Mit dem Ziel kann ich mich schon identifizieren, nicht aber mit dem Weg dorthin. Selbst bei – vermeintlich - gleichen Jobs kann es Besonderheiten geben, die eine unterschiedliche Vergütung rechtfertigen. - Ein starres EqualPay raubt den Betrieben Flexibilität und zwingt sie womöglich in juristische Auseinandersetzungen, die Geld kosten, das sinnvoller in Gehälter investiert wäre...

 

Wo also könnte man sinnvollerweise ansetzen, quasi einen ersten Schritt zu #FairPay, statt #EqualPay setzen?

 

Nun, überall da, wo es sich nicht gerade um (hoch)individualisierte Produkte handelt, weisen wir Preise aus. Empfindet die Gegenseite das Preis-Leistungs-Angebot als gut (und nur dann!), kommt es zum Geschäft.

 

Warum handhaben wir das nicht auch bei Stellenanzeigen so?!

 

Als Unternehmer erwarte ich auf meine Stellenausschreibungen – zurecht - qualifizierte Bewerbungen. Wäre es nicht ein Gebot der Fairness, auch meine Stellenausschreibung qualifiziert abzufassen – nicht nur durch die allgemein üblichen Informationen, sondern auch durch die konkrete Nennung eines Gehalts, das ich mindestens zu zahlen bereit bin?!

 

Ich meine, wir sollten uns angewöhnen, das grundsätzlich so zu tun, bevor wieder irgendjemand auf die Idee kommt, ein Bürokratiemonster daraus machen zu müssen. Angesichts des aktuellen Übergangs eines Arbeitgeber- in einen Arbeitnehmermarkt, tun wir uns damit selbst einen Gefallen. - Wir befinden uns – mehr denn je - im Wettbewerb um die Besten!

 

Auch müssen wir damit rechnen, dass sich diese Situation noch verschärft, da unsere Regierung faktisch Auswanderung von Fachkräften und Zuwanderung in die Sozialsysteme fördert, statt umgekehrt. - Interessenpolitik im Sinne unseres Landes und seiner Bürger sähe zumindest deutlich anders aus...

 

Vor diesem Hintergrund muss das Folgende zwangsläufig als Negativ-Beispiel gelten:

 

Die Stellenanzeige ist (ohne "Preis"!) veröffentlicht. Interessenten nehmen viel Zeit, Kosten und Mühe auf sich, eine qualifizierte Bewerbung für uns zu erstellen. Wir investieren ebenso viel Zeit in die Sichtung und Einordnung der eingegangenen Bewerbungen. Termine werden vereinbart. Gespräche werden geführt - und erst ganz am Schluss wird über das Gehalt gesprochen... - Empört springt der Bewerber auf und geht... - Was für ein Aufwand für nichts und wieder nichts!

 

Beide, Bewerber wie Unternehmer, fühlen sich vor den Kopf gestoßen – und Letzterer fängt sich unter Umständen noch (eine) äußerst unschöne Bewertung(en) auf einschlägigen Internet-Foren ein. - Ein nicht zu unterschätzender Schaden, in einem Arbeitnehmermarkt...

 

Nennen wir dagegen ein konkretes Brutto-Mindestgehalt, und es gehen Bewerbungen ein, wissen wir: Die Wahrscheinlichkeit, den oder die Wunschkandidaten unter Vertrag nehmen zu können, ist um eine Vielfaches höher, als beim vorherigen Szenario. - Und selbst falls die Verhandlungen nicht erfolgreich sein sollten, stehen zumindest die Chancen auf einen "freundlichen Abschied" weitaus besser.

 

Geht keine Bewerbung ein, haben wir das klare Signal, dass wir entweder die Aufgabenstellung, die Arbeitsbedingungen, das Gehalt oder das Gesamtpaket attraktiver gestalten müssen – ohne unnötig eigene und fremde Ressourcen verschwendet oder potenzielle Interessenten verärgert zu haben...

 

Fazit: Begegnen wir uns vorurteilsfrei und akzeptieren die Möglichkeiten und Grenzen unseres Gegenübers. Bemühen wir uns erkennbar um maximale Wertschätzung und um fairen Ausgleich von Leistung. - So entstehen gegenseitiges Vertrauen, Motivation, Sicherheit und Teilhabe, die Leben und Gesellschaft für alle segensreich durchdringen...

 

Vielen Dank an Dr. Oliver Haas, dessen Beitrag „Was ich nicht mehr hören kann […]“ auf LinkedIn mich zu diesem Artikel inspiriert hat.